Wie hoch kann ein Vermächtnis sein?
- Eine höhenmäßige Beschränkung für ein Vermächtnis existiert nicht
- Der Wert eines Vermächtnisses kann beliebig hoch sein
- Bei einem hohen Vermächtnis muss geklärt werden, wer Erbe und wer Vermächtnisnehmer sein soll
Wenn man ein Testament macht, dann kann man in diesem Testament zugunsten einer bestimmten Person ein Vermächtnis aussetzen.
Man kann zum Beispiel im Testament festlegen:
Im Wege des Vermächtnisses vermache ich meinem Enkel Fritz meinen PKW, Marke Porsche 911.
Ein Vermächtnis verschafft ein Forderungsrecht
Mit einem solchen Vermächtnis legt der Erblasser fest, dass der so genannte Vermächtnisnehmer (im Beispielsfall der Enkel Fritz) ein Forderungsrecht gegen den oder die Erben erhalten soll.
Sobald der Erbfall eingetreten ist, kann sich der Vermächtnisnehmer an den Erben wenden und dasjenige herausverlangen, was ihm vom Erblasser als Vermächtnis zugewandt wurde.
Der Erbe hat dann das Vermächtnis zu erfüllen.
Im Beispielsfall hat der Erbe mithin den Porsche an den Enkel Fritz herauszugeben.
Erbe und Vermächtnis sind zwei unterschiedliche Sachen
Ein Vermächtnis ist immer von einer Vererbung zu unterscheiden.
Ein Erbe wird Rechtsnachfolger des Erblassers und bekommt grundsätzlich das gesamte Vermögen des Erblassers.
Der Erbe muss aber auf der anderen Seite auch sämtliche Schulden des Erblassers regulieren und auch so genannte Nachlassverbindlichkeiten, wie zu Beispiel ein Vermächtnis, begleichen.
Die Rechtsposition eines Erben unterscheidet sich grundlegend von der eines Vermächtnisnehmers.
Der Erblasser entscheidet, wer Vermächtnisnehmer und wer Erbe sein soll
Wer die Stellung eines Erben erhalten und wer Vermächtnisnehmer werden soll, entscheidet alleine der Erblasser in seinem Testament.
Wenn der Erblasser in seinem Testament die Rollen des Erben und die des Vermächtnisnehmers eindeutig geklärt hat, dann hat die Nachwelt diese Rollenverteilung grundsätzlich hinzunehmen.
Dabei ist es durchaus zulässig, dass der Wert des Vermächtnisses höher ist als der Wert des Erbes.
Eine wertmäßige Grenze für ein Vermächtnis gibt es nicht
Es gibt keine gesetzliche Bestimmung, die die Höhe und den Wert eines Vermächtnisses einschränken würde.
Nach oben sind einem Vermächtnis wertmäßig keine Grenzen gesetzt.
Wenn es das Vermögen des Erblassers hergibt, dann kann der Erblasser dem Vermächtnisnehmer durch ein Vermächtnis durchaus einen zweistelligen Millionenbetrag oder eine Luxusimmobilie zuwenden.
Nach dem Eintritt des Erbfalls muss der Erbe diese Werte an den Vermächtnisnehmer herausgeben.
Im Testament sind präzise Formulierungen notwendig
Wenn der Erblasser aber durch ein Vermächtnis erhebliche Vermögenswerte zuwenden will, dann sollte er sich bei der Formulierung seines Testaments zwingend Unterstützung bei einem spezialisierten Rechtsanwalt besorgen.
Wenn durch ein Vermächtnis in einem Testament große Werte zugewandt werden, dann wird nach dem Eintritt des Erbfalls nämlich oft darüber gestritten, ob der Erblasser in seinem Testament nicht die Begriffe „Erbe“ und „Vermächtnis“ verwechselt hat.
In diesem Zusammenhang wird von Gerichten regelmäßig die gesetzliche Auslegungsregel in § 2087 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) herangezogen.
Mit Hilfe dieser gesetzlichen Bestimmung legen Gerichte im Streitfall fest, wer Erbe und wer Vermächtnisnehmer ist.
Auswirkungen des Vermächtnisses auf den Pflichtteil prüfen lassen
Wenn man sich bei der Abfassung seines Testaments fachkundige Hilfe bei einem Anwalt besorgt, dann kann man von dem Anwalt auch mögliche Auswirkungen des Vermächtnisses auf eventuelle mit dem Erbfall entstehende Pflichtteilsansprüche klären lassen.
Gerade bei Vermächtnissen von hohem Wert muss sich der Vermächtnisnehmer unter Umständen an der Regulierung eines Pflichtteilanspruchs beteiligen, § 2318 BGB.
Ein gut beratener Erblasser kann durch enstprechende Regelungen in seinem Testament auch an dieser Front langwierige Auseinandersetzungen unter seinen Hinterbliebenen vermeiden.
Wenn Sie in Ihrer Angelegenheit anwaltliche Hilfe benötigen, dann können Sie hier Kontakt aufnehmen.
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