Rechtsanwalt Dr. Georg Weißenfels ・ Theresienstraße 1 ・ 80333 München

Ein gemeinschaftliches Testament, das nur von einem Ehegatten unterschrieben wurde, kann nicht als Einzeltestament gewertet werden

Von: Dr. Georg Weißenfels

OLG München - Beschluss vom 23.04.2014 - 31 Wx 22/14

  • Ehemann verfasst gemeinsame Testamente - Die Ehefrau unterschreibt nicht
  • Nach dem Tod will die Ehefrau ihr Erbrecht auf die Testamente stützen
  • OLG entscheidet, dass kein wirksames Einzeltestament des Ehemannes vorliegt

Das Oberlandesgericht München hatte im Rahmen eines Erbscheinverfahrens darüber zu entscheiden, ob ein gemeinschaftliches Testament, das nur von einem der Ehegatten unterschrieben wurde, in ein Einzeltestament umgedeutet werden kann.

Der Erblasser war im Alter von 91 Jahren Anfang 2013 verstorben. Er hinterließ eine Ehefrau aber keine Kinder.

Im Jahr 2011 hatte der Erblasser insgesamt vier inhaltsgleiche handschriftliche gemeinschaftliche Testamente errichtet, in denen sich die Eheleute gegenseitig zu Alleinerben einsetzten.

Nach dem Tod des letztversterbenden Ehegatten, solle, so der Inhalt der Testamente, je ein Verwandter von der Seite der Ehefrau und ein Verwandter von der Seite des Ehemannes je hälftige Schlusserben sein.

Die Ehefrau unterschreibt die Testamente nicht

Alle vier vorliegenden gemeinschaftlichen Testamente krankten jedoch an dem Umstand, dass sie nur vom Erblasser als Verfasser der Testamente unterzeichnet waren. Die Ehefrau hatte auf keinem der vier Testamente unterschrieben.

Nach dem Tod des Erblassers beantragte die Witwe beim zuständigen Nachlassgericht den Erlass eines Erbscheins, der sie als alleinige befreite Vorerebin ausweisen sollte. Nacherben sollten die in dem Testament benannten Verwandten sein.

Die Witwe des Erblassers trug insoweit vor, dass das zugegebenermaßen unwirksame gemeinschaftliche Testament in ein wirksames Einzeltestament ihres verstorbenen Ehegatten umgedeutet werden müsse.

Das Nachlassgericht bewilligte den Erbschein, wie er von der Witwe des Erblassers beantragt worden war.

Gesetzliche Erbin legt Beschwerde gegen die Entscheidung des Nachlassgerichts ein

Hiergegen legte eine gesetzliche Erbin des Erblassers Beschwerde zum Oberlandesgericht ein.

Das OLG gab der Beschwerde statt und hob den Beschluss des Nachlassgerichts, mit dem der Witwe der Erbschein erteilt worden war, auf.

Das Gericht wies in der Begründung seiner Entscheidung darauf hin, dass ein nur von einem Ehepartner unterzeichnetes gemeinschaftliches Testament durchaus als Einzeltestament des Erstellers aufrecht erhalten werden kann.

Voraussetzung einer solchen Umdeutung sei jedoch, so das OLG, dass der Wille des Erblassers festgestellt werden kann, dass die letztwillige Verfügung "unabhängig vom Beitritt des anderen Ehegatten gelten soll, ihre Wirkung also sofort eintreten und nicht von der entsprechenden Erklärung des anderen Ehegatten abhängig sein soll".

Hätte der Erblasser überhaupt ein Einzeltestament errichten wollen?

Es muss festgestellt werden können, dass der Erblasser die Anordnungen auch als Einzeltestament hätte gelten lassen wollen, wenn er bei Errichtung des Testaments davon ausgegangen wäre, dass der andere Ehepartner nicht unterschreibt.

Diese Voraussetzungen sah das Beschwerdegericht allerdings im zu entscheidenden Fall nicht gegeben.

Insbesondere könne man nicht annehmen, so das OLG, dass der Erblasser für den Fall, dass seine Ehefrau zuerst verstorben wäre, bereit gewesen wäre, die Erbschaft mit den gesetzlichen Erben der Ehefrau zu teilen.

Der in dem gemeinschaftlichen Testament niedergelegte und auch nachvollziehbare Plan sah vielmehr vor, dass beide Eheleute beim Tod des anderen zunächst Alleinerbe werden sollten. Für eine einseitige Aufgabe dieses Plans durch den Ehemann sahen die Richter keinen Anhaltspunkt.

Der Wille des Erblassers muss berücksichtigt werden

Gleichzeitig konnte man dem Testament des Erblassers entnehmen, dass ihm daran gelegen war, selbst für den Fall des eigenen Vorversterbens nach dem Tod der Ehefrau die Verwandtschaft des Erblassers an dem Familienvermögen zu beteiligen.

Auch diese Absicht würde durchkreuzt werden, könnte die Witwe das Vermögen aufgrund des gescheiterten gemeinschaftlichen Testaments für sich alleine beanspruchen und nach freiem Willen - auch von Todes wegen - verteilen.

Schließlich spreche auch die Tatsache, dass der Erblasser wiederholt dazu angesetzt habe, ein wirksames gemeinschaftliches Testament zu errichten, dafür, dass er nicht alleine im Wege eines Einzeltestaments habe testieren wollen.

Im Ergebnis richtete sich die Erbfolge des Erblassers nach dem Gesetz.

Wenn Sie in Ihrer Angelegenheit anwaltliche Hilfe benötigen, dann können Sie hier Kontakt aufnehmen.

Das könnte Sie auch interessieren:
Das typische Testament kinderloser Ehegatten
Für Eheleute und Lebenspartner interessant : Das gemeinschaftliche Testament mit Bindungswirkung
Beitritt zu einem gemeinschaftlichen Testament auch noch nach sechs Jahren möglich
Über 1.000 aktuelle Entscheidungen der Gerichte zum Erbrecht

  • Brauchen Sie Hilfe beim Erstellen oder Ändern Ihres Testaments?
  • Gerne berate ich Sie auch in allen anderen erbrechtlichen Angelegenheiten.
  • Senden Sie mir über das Kontaktformular oder per Mail eine Nachricht.
  • Gerne besuche ich Sie bei Bedarf auch bei Ihnen zu Hause.
Anwalt für Erbrecht
Rechtsanwalt
Dr. Georg Weißenfels
Theresienstraße 1
80333 München
Telefon: 089 / 20 500 85191

Mit Ihrer umsichtigen Hilfe haben wir die Dinge in die richtige Richtung lenken können; entscheidend war dabei vor allem Ihr erstklassiges schriftsätzliches Vorbringen vor dem Nachlassgericht und Ihre zielgerichteten Verhandlungen mit den anderen Parteien zur Beilegung von festgefahrenen Gegensätzen.

G.v.U. aus Feldafing

Wir verdanken Herrn Dr. Weißenfels ein für alle Seiten positives Ende eines außergerichtlichen Vergleiches, zu dem es ohne seine Taktik und seine starke Positionierung der Fakten nie gekommen wäre. Wir würden Herrn Dr. Weißenfels mit seiner speziellen Kompetenz in Erbsachen jedem guten Freund weiter empfehlen.

D.K. aus Augsburg

Ich möchte mich recht herzlich für die erfolgreiche kompetente Unterstützung und sehr angenehme und schnelle Zusammenarbeit mit Ihnen bedanken. Ich kann Sie an "ALLE Unwissenden in Sachen Erbe" mit gutem (bestem) Gewissen weiterempfehlen.

E.R. aus Teneriffa, Spanien

Für die erfolgreiche Vertretung in meinem Nachlassverfahren ein herzliches DANKE! Herr Dr. Weißenfels arbeitet äußerst professionell, zielbewusst und prägnant. Hervorheben möchte ich auch die stets freundliche, zuverlässige und zeitnahe Kommunikation. Ich habe mich bei ihm zu jeder Zeit "gut aufgehoben" gefühlt.

K.H. aus Marktsteft

Die Professionalität und überaus kompetente Vorgehensweise von Herrn Dr. Weißenfels haben mir meinen Pflichtteil der Erbschaft ermöglicht. Da ich in Österreich lebe und die Erbschaft aus Deutschland kam, wurde mir von ihm in unkompliziertem Schriftverkehr in kürzester Zeit geholfen.

W.J. aus Wien

Ich habe mich bei Ihnen auch dank Ihrer sehr gründlichen Befassung mit dem Hintergrund meines Anliegens auf Grundlage umfangreicher Briefwechsel und Unterlagen, bei gleichzeitig umsichtigen Vorgehen stets in guten und verantwortungsbewussten Händen gewusst.

A.P. aus Wiesbaden

Hier ist man in guten Händen und die Beratung ist exzellent. Ein ehrlicher Anwalt!

M.P. aus München

Wir waren mit der Beratung äußerst zufrieden - Exzellent formulierte Schriftsätze - Zuverlässig in der Kommunikation. Die Ratschläge haben uns sehr weitergeholfen.

U. und F. C. aus München

Erbrecht